Altersbestimmung nach Zahnzementablagerung

Bestimmung der Altersklassen beim männlichen Rotwild anhand des Ersatzdentins beim M1

Seit ca. 15 Jahren wird in der Hegegemeinschaft Riedforst die Altersklassenbestimmung des Rotwildes mittels Auswertung des Dentin-Aufbaues im M1 durch Schliff durchgeführt. Gegenüber der bisherigen Praxis kommt es bei dieser Methode zu wenigen Fehlschätzungen und somit zu objektiven Ergebnissen. Letzteres hat seit Einführung von Bonus-Malus-Punkten um das Zielalter von zwölf Jahren weitere Bedeutung erfahren. Seit 2014 werden die Ergebnisse fotografisch erfasst und dem Erleger zur Verfügung gestellt.

Die im Hegering gültige Einteilung der Altersklassen ist seit Jahren folgende:


Klasse I
12+ (ab 10 Jahren ohne Maluspunkte, ab 9 Jahren Maluspunkte für 3 Jahre)

Klasse II
5 – 9 Jahre

Klasse III
1 – 4 Jahre


Beurteilt wird der Dentin-Aufbaugrad des M1-Zahnes im linken Unterkieferast (gegebenenfalls bei schlechtem Zahndentin auch der rechte Unterkiefer). Die Entdeckung dieser Jahreszonen-Methode zur Altersbestimmung geht auf wissenschaftliche Arbeiten von Eidmann et al. Anfang der 30er-Jahre des vorherigen Jahrhunderts zurück. Mitchell fand dann in den 60er-Jahren bei Hirschen in Schottland die Alterszonen in der Dentin-Schicht zwischen den Wurzeln des ersten Molares (M1).

Methode:

Die Unterkiefer der im letzten Jagdjahr erlegten Hirsche (inkl. Fallwild) werden 24 Stunden vor der Zahnentnahme in Wasser gelegt, um die Entnahme des M1zu erleichtern. An dem Punkt, an dem die Dentin-Ablagerung am stärksten ist, wird der M1-Zahn mittels Handsäge dem Unterkiefer entnommen, zerschnitten und die Schnittfläche durch Handschleifen geglättet bzw. poliert.

Die Zementablagerung ist unterhalb der „Zahnkrone“ zwischen den Zahnwurzeln am stärksten. Trifft man nicht genau die Mitte, so fertigen wir einen weiteren Schliff/Schnitt an.

Das so gewonnene Präparat wird dann mittels eines binokularen Mikroskops bei auffallendem Licht untersucht bzw. die Jahresringe gezählt und per Foto der Dentin-Aufbau dokumentiert.


Altersbestimmung (Zahnschliffmethode nach Mitchell)

Wissenschaftliche Untersuchungen (Almasan, Rieck / Hann. Münden) aus dem Jahr 1970 bestätigen, dass mit den regelmäßigen Ablagerungen am ersten Molar (M1) gerechnet werden kann. Dies begründet sich mit der Zahnlage und der erhöhten mechanischen Belastung während der Nahrungsaufnahme und -verwertung.

Die Studien von Mitchell und vielen anderen belegen, dass sich die Zonen der Dentinschicht jährlich bilden, wobei sich die breiten Streifen in der Zeit ab Januar bis in den frühen Herbst bilden und die Ringstreifenbildung in den Spätherbst und frühe Winterzeit fallen. Das Aufwachsen im ersten Lebensjahr lässt keinen Jahresring erscheinen, deshalb wird in der Altersbestimmung zu den gezählten Jahresringen des M1 die Formel A = M+1 zur Bestimmung des Alters angewandt.

In den letzten 15 Jahren haben wir ca. 230 Unterkiefer auf diese Weise altersbestimmen können. Nur bei einem geringen Prozentsatz war eine exakte Altersfeststellung nicht möglich. Dies dann, wenn das Stück deutlich über zwölf Jahre und somit der Zahnzementaufbau der ersten Jahre altersbedingt abgenutzt wird und die Zementreihen wie „Wolken“ erscheinen.

Die vorab beschriebene Methode ist der sonst üblichen „Bestimmung“ nach äußerlich zu erkennender Abnutzung deshalb vorzuziehen, gibt es doch auch in der Tierwelt individuell unterschiedliche Zahnfestigkeiten, und selbstverständlich hat auch das Nahrungsangebot bezüglich des Zahnabschliffes unterschiedliche Grade. Die Zahnzementbildung jedoch wird entscheidend vom jahreszeitlichen Aktivitätszyklus und der damit zum Energieausgleich notwendigen Nahrungsmehraufnahme geprägt.

Milchgebiss

Dauergebiss

Milchgebiss = Kleinbuchstaben
Dauergebiss = Großbuchstaben
I =  Schneidezähne (Incisivi)
C = Eckzzähne (Canini)
P = vordere Backenzähne (Prämolaren)
M = hintere Backenzähne (Molaren)